
Antifa-Café | Mölln’92
[box]07. November | 18.00 Uhr | Vortrag: 19.00 Uhr | Café Brazil[/box]Gedenken und Anklagen!
„Die Erinnerung zurück zu erkämpfen – an das Geschehene, an das Vergessene, an das Verschwiegene, an das unter den Teppich Gekehrte, an die Ursachen und die Folgen, an das Davor und das Danach. Diese Forderungen aus dem letzten Jahr sind aktueller denn je.“
Die Erinnerung zurück zu erkämpfen – das machen die Überlebenden des Brandanschlages von Mölln nach wie vor, ebenso wie die Angehörigen der NSU-Ermordeten und viele andere Betroffene rassistischer Gewalt: vor Gericht, in der Gesellschaft, in ihrem Alltag. Das Haus der Familie Arslan wurde am 23.11.1992 von neofaschistischen Tätern mit Molotow-Cocktails angezündet. Bei dem Anschlag wurden die 10jährige Yeliz Arslan, die 14jährige Ayşe Yilmaz und die 51jährige Bahide Arslan ermordet. Weitere Familienmitglieder wurden teilweise sehr schwer verletzt. Zuvor hatten die Neonazis bereits einen Brandanschlag auf die Ratzeburger Straße 13 verübt, wo ebenfalls Menschen türkischer Herkunft wohnten. Neun von ihnen erlitten schwere Verletzungen.
In diesem Jahr wollen die Stadt Mölln und ein neuer Vorbereitungskreis die Gedenkveranstaltung wieder nach ihren Vorstellungen gestalten. Vorbei an den Interessen der Überlebenden. Und wieder bestimmen, wer wann und wo spricht und wer überhaupt eingeladen wird. Jetzt wurde die „Möllner Rede“, als kritische Bestandsaufnahme zum gesellschaftlichen Rassismus und Neofaschismus, aus den offiziellen Gedenkveranstaltungen gestrichen. Es passte nicht in das Konzept, dass die Familie die Redner_innen wie bisher aussuchte. Auch dem antirassistischen Gedenk-Konzert soll kein Platz mehr eingeräumt werden. Die Frage danach, wer Gedenken gestalten darf, bleibt also auch in Mölln 21 Jahre danach überaus aktuell. Maßstab für das Gedenken sollten die Vorstellungen der Überlebenden sein.
Das kommende Antifa-Café wird sich den diesjährigen Veranstaltungen zum Gedenken an die rassistischen Brandanschläge in Mölln 1992 widmen. Vertreter_innen des Organisationskreises werden über die Geschehnisse 1992 informieren, die Erinnerungskultur in Mölln kritisch beleuchten und die diesjährigen Gedenkveranstaltungen vorstellen.
Außerdem wird der Film „Nach dem Brand“ gezeigt, in dem die Regisseurin Malou Berlin Familie Arslan vier Jahre bei dem Versuch begleitet hat, einen eigenen Weg zwischen Gemahnen, Trauerbewältigung und dem Wunsch nach einer unbekümmerten Gegenwart zu finden. „Nach dem Brand“ ist das intime Porträt einer Familie, die 15 Jahre nach dem Anschlag noch immer mit den Folgen der erlebten Gewalt ringt und an der Sinnlosigkeit ihres Verlustes zu scheitern droht.
Mit freundlicher Genehmigung von Credo-Film.
„Die Überlebenden rassistischer und faschistischer Gewalt sind keine Statisten. Sie mundtot zu machen, ist ein Angriff gegen sie als Zeugen des Geschehenen und gegen ihr Erinnern. Dem Angriff treten wir gemeinsam entgegen – für eine antifaschistische und antirassistische Gesellschaft.“