Buchlesung: Léon Poliakov – Mémoiren eines Davongekommenen
FREITAG, 13. DEZEMBER 2019
LÜBECK, SCHICKSAAL*
schickSAAL* – Clemensstraße 7, 23552 Lübeck
Beginn: 19.00 Uhr
INFOS
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THEMA
Léon Poliakov: St.Petersburg – Paris – Berlin. Mémoiren eines Davongekommenen. Buchvorstellung mit Janina Reichmann und Alex Carstiuc.
Léon Poliakov musste als Kind mit seinen Eltern vor der Oktoberrevolution fliehen und gelangte über Berlin nach Paris, wo sein Vater das Pariser Tagblatt ins Leben rief und zum populären Sprachrohr von Schriftstellern wie Heinrich Mann und Oskar Maria Graf machte. 1940 geriet Léon Poliakov in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Flucht schloss er sich der Résistance an und beteiligte sich an der Rettung von Juden. Noch während der Befreiung Frankreichs begann Poliakov mit der Sammlung von Täterdokumenten und war Mitglied der französischen Delegation bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Schon 1951 entstand auf Anregung von Alexandre Kojève und Raymond Aron seine Studie »Le Bréviaire de la haine«, der erste systematische Versuch, den Massenmord an den Juden zu dokumentieren. Poliakov betonte im Gegensatz zu deutschen Historikern schon sehr früh die zentrale Rolle des eliminatorischen Antisemitismus. Aber die um die Deutungshoheit der Shoa ringenden deutschen Geschichtswissenschaftler haben den Résistanceaktivisten und Autodidakten im akademischen Betrieb bis heute ignoriert. Seine Memoiren liegen nun erstmals in deutscher Übersetzung vor und sind im Berliner Verlag Edition Tiamat erschienen.
Alexander Carstiuc, Historiker (M.A.) und Diplom-Sozialpädagoge (FH), arbeitet zu den Themenbereichen frühe Shoaforschung, Antisemitismus, Antiziganismus und Nationalsozialismus. Mitübersetzer der Memoiren Léon Poliakovs. Janina Reichmann hat Soziologie, Politik, Philosophie und Sprachen studiert (B.A.) und ist Lektorin der Memoiren Léon Poliakovs.
Pressestimmen zum Buch:
»Dem Monströsen, dem Poliakov im Zweiten Weltkrieg als französischer Soldat und Widerstandskämpfer gegenüberstand und dem er nur knapp entrann, begegnete der hierzulande ungeliebte Historiker des Judenhasses mit lakonischem Humor. Ein Humor, der sich dank der Übersetzung, die das von russischer Literatur gefärbte Französisch Poliakovs nachempfindet, auch dem deutschsprachigen Leser mitteilt. Seine Autobiographie ist auf eine so trockene Art komisch, dass sie zu lesen tatsächlich auch ein Vergnügen ist.« (Uli Krug, jungle world)
»Tatsächlich – Léon Poliakov ist mit seinen Memoiren eines Davongekommenen eine zweite Éducation sentimentale gelungen, der fesselnde Erlebnisbericht über eine Erziehung des Herzens unter Bedingungen extremer Inhumanität.« (Thomas Palzer, Deutschlandfunk)