Unverkrampfter Patriotismus und Sportpalast-Stimmung
In Mölln, bekannt für Till Eulenspiegel und den Brandanschlag 1992, fanden sich nach dem deutschen Sieg über Protugal einige unverkrampfte Patrioten zusammen. Tanz und Chöre erfolgten auf Kommando. Deutscher Gruß und „Sieg Heil!“ hingegen kamen ganz spontan; pure Lebenslust. In der Enthemmung von Alkoholrausch und Siegestaumel nehmen sie kein Blatt mehr vor den Mund, und lassen sich keine national-moralische Beschränkung ihres Nationalismus mehr gefallen. Auschwitz löst keine Scham aus, Auschwitz muss nicht für Vergangenheitsbewältigungsstolz herhalten. Auschwitz ist einfach scheißegal. Der Sportpalast ist der Anknüpfungspunkt für die schwarz-rot-geile Sause. Sieg Heil, das wird man doch wohl noch sagen dürfen.
Dieses Video wurde mittlerweile 170-mal geteilt. Die Kommentare dazu sind teilweise moralische Empörung im Namen eines sauberen Deutschlands, teilweise wird geleugnet, dass das alles überhaupt irgendwas mit Nationalismus zu tun habe, teilweise wird gesagt, das gehört zu Fußball halt dazu. Anhand all dieses Irrsinns ist es schwer zu entscheiden, wo man mit der Kritik ansetzt. Deswegen eine Linksammlung mit je einem Satz zum Thema:
Zwei Texte zu Nationalismus und internationalen Fußballturnieren
https://gegen-kapital-und-nation.org/kritik-der-weltmeisterschaft-des-nationalismus
http://strassenauszucker.blogsport.de/2010/10/14/wer-hat-hier-was-gegen-pure-lebenslust/
Ein Text zu Rassismus in der normalen Fußball-Fankultur
http://gegenstandpunkt.com/gs/2014/2/gs20142047.html
Ein guter Artikel zu deutscher Vergangenheitsbewältigung und dem Verhältnis von demokratischem Nationalismus und faschistischem Nationalismus wurde auf die Schnelle nicht gefunden. Postet einfach in die Kommentare.